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CINEMATHEK

CINEMATHEK - 22. STAFFEL

Die CINEMATHEK ist die Filmreihe von Daumenkino, einem Projekt der HBK Braunschweig, im Universum-Filmtheater in Braunschweig. Während des Semesters zeigen wir einmal im Monat einen ausgewählten Film, der bisher noch nicht in Braunschweig zu sehen war.

Studierende der HBK zahlen nur 6,50 € Eintritt.

BROKER - FAMILIE GESUCHT

Mi, 15.11., 18:45 in OmU

Regie: Hirokazu Kore-eda, KR 2022, 129 Min., Koreanisch mit deutschen Untertiteln

In einer regnerischen Nacht lässt die junge Mutter So-young (Lee Ji-eun) ihr Neugeborenes in einer Babyklappe zurück. Es gelangt in die Hände von Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won), die sich ein raffiniertes Geschäftsmodell ausgedacht haben: Sie verkaufen die abgegebenen Babys an wohlhabende Paare, wenn diese das Herz am rechten Fleck haben. Dort winkt ihnen schließlich eine viel bessere Zukunft als im Waisenhaus! Und warum sollten die beiden cleveren Überlebenskünstler bei so viel Menschlichkeit nicht ein wenig mitverdienen? Doch So-young kommt unerwartet zurück und will bei der Suche nach Adoptiveltern für ihr Kind ein Wörtchen mitreden. In einem klapprigen Mini-Van begibt sich die ungleiche Truppe auf eine herrlich chaotische Odyssee durch Südkorea, um die beste Familie für das Baby zu finden. Und stellt dabei fest, was für ein Glück es sein kann, eine Familie zu sein – egal wie sie sich zusammensetzt.
 
In BROKER – FAMILIE  GESUCHT erzählt Meisterregisseur Hirokazu Kore-eda (SHOPLIFTERS – FAMILIENBANDE) mit viel Eleganz, Wahrhaftigkeit und Humor von einer so ungewöhnlichen wie bezaubernden Familienkonstellation. In der Hauptrolle spielt der mit PARASITE zum Weltstar gewordene Schauspieler Song Kang-ho brillant auf und wurde in Cannes dafür mit der Goldenen Palme als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.


RETURN TO DUST

Mi, 13.12., 18:45 in OmU

Regie: Li Ruijun, CN 202, 133 Min., Chinesisch mit deutschen Untertiteln

Eine bewegende Liebesgeschichte: Ma und Guiying leben auf dem Land und führen ein isoliertes und eher beschwerliches Leben: Der schweigsame Bauer Ma ist das letzte unverheiratete Mitglied seiner Familie; Guiying ist körperlich fragil, unfruchtbar und über das im ländlichen China übliche Heiratsalter weit hinaus. In der zwischen ihnen von den Familien arrangierten Ehe treffen sie als zwei Fremde aufeinander, die Vereinzelung und Demütigungen gewohnt sind.

Die Heirat könnte alles nur noch verschlimmern, doch für Ma und Guiying wird sie im bewegenden und grossartig fotografierten Spielfilm RETURN TO DUST des jungen Regisseurs Li Ruijun zur Chance. Sie entdecken ihre gemeinsame Bestimmung. Sie lernen, Nähe zuzulassen, sich auszusprechen, füreinander zu sorgen und zu lächeln – trotz der harten Feldarbeit, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, und trotz der Herausforderungen, die sie gemeinsam bewältigen müssen.

Regisseur Li Ruijun kennt das Leben in der Region und weiss sehr genau, wovon er erzählt. Für die Dreharbeiten ist er in sein eigenes Heimatdorf Gaotai in die nordwestchinesische Provinz Gansu nahe der Wüste Gobi zurückgekehrt, feiert die Schönheiten der Natur und thematisiert Zwangsverstädterung und Entwurzelung. Doch vor allem geht es ihm darum, wie seine arglosen und verletzlichen Figuren die Welt sehen. Ihnen gelten seine Liebe und sein Vertrauen.

Ein visuell beeindruckender und zutiefst menschlicher Film, der geprägt ist von unaufdringlicher Zärtlichkeit und der sanften Entdeckung von Liebe.


UTAMA

Mi, 17.1., 18:45 in OmU

Regie: Alejandro Loayza Grisi, BO 2022, 87 Min., Quechua/Spanisch mit deutschen Untertiteln

Im trockenen bolivianischen Hochland der Anden lebt ein älteres Quechua-Ehepaar. Mitten in einer Dürre erkrankt Virginio und verbringt seine letzten Tage im Wissen um seinen bevorstehenden Tod damit, seine Krankheit vor Sisa zu verbergen. Alles verändert sich durch die Ankunft des Enkels Clever, der mit Neuigkeiten zu Besuch kommt. Die drei stellen sich auf unterschiedliche Weise der Dürre, den Veränderungen und dem Sinn des Lebens.

Sie leben fern von dem, was man Erungenschaften der so genannten Zivilisation bezeichnet. Ihr Leben ist einfach und eng verbunden mit der Natur. Diese ist auf dem Altiplano himmelsnah und von betörender Schönheit, gleichzeitig auch karg. Jedes Stückchen Erde zählt und wird gepflegt. So gering ihr ökologischer Fussabdruck sein mag: Auch die Indigenen auf dem Altiplano sind betroffen von der globalen Verantwortungsarmut. Die Trockenheiten nehmen zu, die natürlichen Zyklen sind in Gefahr.

Zusammen mit seiner hervorragenden argentinischen Kamerafrau Barbara Alvarez zaubert der bolivianische Regisseur Alejandro Loayza Grisi eine Erzählung auf die Leinwand, die vom Verlust eines Lebensraums handelt und von einem Leben, das auch so schon entbehrungsreich ist. Eigentlich bleibt da kein Raum mehr für Abstriche. "Wir waren berührt von diesem schönen Stück ethnografischen Kinos, das auf einer einfachen, aber universellen und sehr aufrichtigen Geschichte basiert", hat die Jury von Toulouse notiert, als sie Utama auszeichnete. Der Film liefert eine ebenso schlichte wie dringliche Botschaft: Es gibt nur eine Erde, und es gibt sie nur einmal. Wann begreifen das ihre Bewohnerinnen und Bewohner in den Zentren?

Sundance Film Festival 2022: Grand Jury Prize.