Dokumentarfilme

"Im Dokumentarfilm werden heute oft die spannendsten Geschichten erzählt. Die Themen und erzählerischen Formen sind so vielfältig wie das Leben selbst. Unsere Reihe DOKUMENTARFILME IM UNIVERSUM stellt eine Auswahl vor, mit der wir Sie für das Format begeistern wollen - nicht nur montags." (Volker Kufahl, Geschäftsführer Universum Filmtheater)

Das Universum Filmtheater Braunschweig wurde am 24. Oktober 2024 in Frankfurt/M. bei der Verleihung der Kino- und Verleihprogrammpreise des Bundes mit einem Preis für das sehr gute Dokumentarfilmprogramm 2023 im Wert von 2.500 Euro ausgezeichnet!



DOK am Montag: 

IM PRINZIP FAMILIE

Mo, 16.6., 19:00

In einem Haus am Ufer eines idyllischen Sees, umgeben von dichten Wäldern, arbeiten drei Erzieher:innen im Schichtdienst in einer Wohngruppe. Die Kinder nennen sie Herr Wagner, Frau Wagner und Herr Gerecke. 

Kochen, waschen, einkaufen und die Kinder mit dem Kleintransporter zur Schule und Freizeitaktivitäten zu bringen, gehört ebenso zu ihrem Alltag, wie zuhören, trösten, auf dem Sofa kuscheln, Filmabende und Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Die Betreuer:innen wollen keine Ersatzeltern sein, und dennoch zeigen, wie sich ein familiäres Miteinander anfühlen kann.

Alle fünf Kinder, die hier leben, vereint vor allem eines: der Wunsch, eines Tages nach Hause zurückzukehren. Dafür setzen sich die Erzieher:innen unermüdlich ein: sie sprechen mit Vormund, Eltern und Jugendamt, dokumentieren, organisieren, setzen gemeinsam Ziele und treffen Verabredungen – und sind nicht selten darüber enttäuscht, dass diese nicht eingehalten werden. Das erinnert an einen Kampf gegen Windmühlen, an den Grenzen eines überforderten Systems.

Was früher das Dorf war, ist heute der komplexe Apparat der Kinder- und Jugendhilfe. Spätestens seit der Pandemie gilt das Berufsfeld als systemrelevant, und dennoch bleibt die besondere wie herausfordernde Arbeit der Fachkräfte, ihr engagierter Einsatz zum Wohl der Kinder, meist unsichtbar. 

IM PRINZIP FAMILIE gewährt über ein Jahr lang einen intimen Einblick in den Alltag der Kinder- und Jugendhilfe und richtet den Fokus auf die Menschen im Hintergrund, die Tag für Tag daran arbeiten, den Kindern das zu geben, was sie am meisten brauchen: Geborgenheit und jemanden, der auf ihrer Seite steht.

In Kooperation mit Venito Braunschweig, AWO Bezirksverband Braunschweig und Elisabethstift Jugendhilfe der Diakonie.


EXTRA:

DER GROSSE BÜCHERRAUB - THE GREAT BOOK ROBBERY

Mi, 9.7., 19:00

Regie: Benny Brunner, IL 2012, 57 Min., Dokumentarfilm, hebr./engl. Original mit deutschen Untertiteln.

In Kooperation mit der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft e.V.

Der Film erzählt von der systematischen Plünderung von über 70.000 palästinensischen Büchern 1948 durch eine Operation der Haganah, der späteren israelischen Armee. Im Mittelpunkt stehen Augenzeugenberichte und Interviews wie mit dem israelischen Historiker Ilan Pappe, die den Bücherdiebstahl und damit die Aneignung des palästinensischen kulturellen Erbes in einen größeren historisch-kulturellen Kontext stellen. 

Dabei wird ein neuer Blick auf die palästinensische Tragödie der Vertreibung (Nakba) geworfen und das einseitige israelische Narrativ des Krieges von 1948/49 widerlegt. Die israelische Nationalbibliothek katalogisiert die Bücher bis heute unter dem Kürzel „AP", das für „Abandoned Property" steht.

Benny Brunner, geboren 1954, ist ein israelisch-niederländischer Dokumentarfilmer, der sich in seinem Werk hauptsächlich mit der israelischen Geschichte und dem Nahost-Konflikt auseinandersetzt. Er studierte Film an der Universität von Tel Aviv. 

Seine Filme wurden u.a. beim San Francisco Jewish Film Festival, dem International Documentary Film Festival Amsterdam, dem Jerusalem Film Festival und auf zahlreichen internationalen Menschenrechts- und Jüdischen Filmfestivals gezeigt.

Im Anschluß Filmgespräch mit Nazih Musharbash, Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft e.V.


DOK am Montag:

TROTZ ALLEDEM

Mo, 14.7., 19:00

Gegen Patriarchat und Krieg – Frauen Rojavas bauen ihre eigene Zukunft

Im vom Krieg gezeichneten Norden Syriens entsteht etwas Unerwartetes: Hoffnung. Inmitten von Ruinen, Bedrohung und Entbehrung behaupten sich Frauen in der autonom verwalteten Region Rojava mit bemerkenswerter Entschlossenheit. 

Sie gründen Dörfer, unterrichten Kinder, bauen Werkstätten auf – und verteidigen nicht nur ihr Leben, sondern auch eine Vision von Freiheit und Gleichberechtigung. Inmitten von Krieg, Zerstörung und politischer Unsicherheit kämpfen sie unbeirrt für ihre Unabhängigkeit und eine basisdemokratische Gesellschaft. 

Der Regisseur Robert Krieg zeigt das alltägliche Überleben und den außergewöhnlichen Mut zur Selbstermächtigung in einer Region, die weltweit kaum Beachtung findet. Ein bewegender Dokumentarfilm über den leisen, aber unaufhaltsamen Aufbruch einer neuen Gesellschaft – getragen von Frauen.

Wiederholung am So, 20.7., 11:15 - zu Gast: Regisseur Robert Krieg


DOK am Montag:

ERNEST COLE: LOST AND FOUND

Mo, 21.7., 19:00

Raoul Peck – Oscar-nominiert für I AM NOT YOUR NEGRO – kehrt mit einem preisgekrönten Dokumentarfilm auf die deutschen Leinwände zurück: In ERNEST COLE: LOST AND FOUND erzählt er die bewegende Geschichte des südafrikanischen Fotografen Ernest Cole, dessen künstlerischer Nachlass, bestehend aus 60.000 Fotonegativen, 2017 in einem schwedischen Banksafe entdeckt wurde. Cole hatte 1967 mit seinem Fotobuch „House of Bondage“ der Weltöffentlichkeit die rassistische Realität in seinem Heimatland vor Augen geführt, geriet in der 80er Jahren allerdings in Vergessenheit und starb 1990 im Alter von nur 49 Jahren in New York.

Mit Coles geborgenen Bildern und Texten rekonstruiert Peck den Lebensweg eines engagierten und bahnbrechenden Künstlers, dessen Werk von der Wut über das Schweigen im Angesicht der Schrecken des Apartheid-Regimes beseelt ist. ERNEST COLE: LOST AND FOUND wurde in Cannes mit dem Preis für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Ein Meisterwerk des politisch bewussten Kinos!


EXTRA:

SILENT FALLOUT

Mi, 1.10. -  Regisseur Hideaki ITO zum Filmgespräch anwesend

Im August 2025 jähren sich die ersten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 80. Mal. Gerade jetzt, wo die Gefahr eines Atomkriegs wieder hoch aktuell geworden ist wie noch nie, ist es von großer Wichtigkeit, uns nochmals bewusst zu machen, was radioaktive Strahlen anrichten können.

Der Film vom japanischen Filmemacher Hideaki ITO SILENT FALLOUT ("Leiser Fallout") taucht tief in die unerzählten Geschichten der Opfer von Atomtests in Amerika ein. 1951 begannen die USA mit Atomwaffentests auf dem Festland und setzten unzählige Bürger einer gefährlichen Strahlung aus. 

Mary Dickson, die in den 1950er und 1960er Jahren in einem Vorort von Utah aufwuchs, wurde Zeugin, wie ihre Mitschüler in der Grundschule an ungewöhnlichen Krankheiten und Todesfällen
starben. Gleichzeitig führte Dr. Louise Reiss in St. Louis, Missouri, eine bahnbrechende Studie durch, bei der sie Milchzähne sammelte und das Vorhandensein von Strontium-90, einem radioaktiven Element, in den Körpern von Kindern nachwies, die der Strahlung in ganz Amerika ausgesetzt waren. Dies veranlasste schließlich Präsident Kennedy zu dem Beschluss, die atmosphärischen Atomtests einzustellen.

Mit Berichten von Betroffenen aus erster Hand und Interviews mit Wissenschaftlern will Filmemacher Ito mit seinem Film das Bewusstsein für das gravierende Problem der Strahlenvergiftung und der nuklearen Verseuchung in den USA und weltweit schärfen. 

In Koop mit Hiroshima-Bündnis Hannover und Evang. Akademie.

Zum 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki.